Ein partizipativer Forschungsansatz als Weiterbildungsmodell für Fremdsprachenlehrpersonen im Bereich der Mehrsprachigkeitsdidaktik

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Abstract Summary

The European education policy has strongly determined multilingualism to be the main educational goal of language teaching at Swiss compulsory schools (Hutterli, 2012). However,  monolingual beliefs are still present in Swiss foreign language teachers (Barras et al., 2019), and, potentially hamper the acquisition of scientifically supported pedagogical content knowledge about multilingualism (Reusser et al., 2011). 

The aim of this project is to develop an innovative training model in order to modify monolingual teachers' beliefs and at the same time provide them with scientifically supported pedagogical content knowledge about multilingual education. 

This should be achieved by including foreign language teachers in a Design-based research project in the field of multilingual education (Peters & Roviro, 2017). Foreign language teachers become active research partners while professional researchers become teaching figures. The learning environment is situated and problem-oriented, which meets the requirements for a lasting change of dysfunctional beliefs (Reusser et al., 2011). Data about the professional development process taking place has been gathered and will be critically discussed.  

Submission ID :
AILA887
Submission Type
Argument :

Die Schweiz hat ihren Sprachenunterricht auf die Entwicklungen in Europa abgestimmt (Hutterli, 2012). In Anlehnung am Konzept der mehrsprachigen und plurikulturellen Kompetenz (Europarat, 2001) gilt die Erziehung zur Mehrsprachigkeit landesweit als übergeordnetes Bildungsziel des schulischen Sprachenlehrens. Demungeachtet wird die Legitimität des Lehrens vom Italienischen an deutschsprachigen Schulen des Kantons Graubünden bildungspolitisch in Frage gestellt. Da Italienisch unzweifelhaft integraler Bestandteil des sprachlichen und kulturellen Erbes Graubündens ist, wurde nach Massnahmen gesucht, um den Italienischunterricht im deutschsprachigen Teil zu stärken. Zu diesen Massnahmen gehört auch das fachdidaktische Forschungsprojekt, das im Zentrum des vorliegenden Beitrags steht.  

Die schulische Erziehung zur Mehrsprachigkeit bedingt, dass mehrsprachigkeitsdidaktische Ansätze zum theoretisch-fundierten fachdidaktischen Wissen der Fremdsprachlehrpersonen gehören und dass ihre Überzeugungen mit mehrsprachigkeitsdidaktischen Erkenntnissen sich vereinbaren lassen (Baumert & Kunter, 2006). Die Aneignung mehrsprachigkeitsdidaktischen Wissens kann nämlich durch monolinguale Überzeugungen erschwert werden (Reusser et al., 2011). Aus einer Metastudie im deutschsprachigen Kontext geht hervor, dass Überzeugungen mehrheitlich nicht den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen (Bredthauer, 2018). Auch in der Deutschschweiz selbst sind «ungünstige» (vgl. Manno, 2022) Überzeugungen unter den Fremdsprachlehrpersonen immer noch verbreitet (Barras et al., 2019). 

Demzufolge wird darauf abgezielt, eine nachhaltige Erweiterung des mehrsprachigkeitsdidaktischen Wissens bei gleichzeitiger Modifikation ungünstiger Überzeugungen berufstätiger Italienischlehrpersonen an deutschsprachigen Schulen in Graubünden zu erreichen. Dafür werden die entsprechenden Lehrpersonen in ein mehrsprachigkeitsdidaktisches Forschungsprojekt nach dem Ansatz des Design-based research (Peters & Roviro, 2017) eingebunden. Einerseits nehmen sie am Entstehungsprozess neuer wissenschaftlichen Erkenntnisse aktiv teil.   Andererseits entspricht der partizipative Forschungsansatz einem situierten, problem- und handlungsorientierten Weiterbildungsformat und erfüllt dadurch wichtige Voraussetzungen für die Modifikation tiefverankerter Überzeugungen (Reusser et al., 2011). Der Professionalisierungsprozess wird unkonventionell durch die Figur des Forschenden vorangetrieben, welche gleichzeitig auch die Veränderung des mehrsprachigkeitsdidaktischen Wissens und der Überzeugungen bei den Teilnehmenden untersucht. Im Beitrag werden erste empirische Daten zum Veränderungsprozess vorgestellt und kritisch diskutiert. 

Literaturverzeichnis

Barras, M., Peyer, E. & Lüthi, G. (2019). Mehrsprachigkeitsdidaktik im schulischen Fremdsprachenunterricht: Die Sicht der Lehrpersonen. Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht, 24(2), 377–403.

Baumert, J. & Kunter, M. (2006). Stichwort: Professionelle Kompetenz von Lehrkräften. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 9(4), 469–520. https://doi.org/10.1007/s11618-006-0165-2

Bredthauer, S. (2018). Mehrsprachigkeitsdidaktik an deutschen Schulen - eine Zwischenbilanz. Die Deutsche Schule, 110(3), 275–286. https://www.researchgate.net/publication/334080075_Mehrsprachigkeitsdidaktik_an_deutschen_Schulen_-_eine_Zwischenbilanz/link/5f806dff458515b7cf7468eb/download

Europarat. (2001). Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen: Lernen, lehren, beurteilen. Langenscheidt. http://student.unifr.ch/pluriling/assets/files/Referenzrahmen2001.pdf 

Hutterli, S. (Hrsg.). (2012). Koordination des Sprachenunterrichts in der Schweiz: Aktueller Stand - Entwicklungen - Ausblick. Ediprim AG. 

Manno, G. (2022). Überzeugungen von Lehrpersonen über die Mehrsprachigkeitsdidaktik in der Schweizer Volksschule: eine Zwischenbilanz im Rahmen der Umsetzung der Fremdsprachenreform. In C. Koch & M. Rückl (Hrsg.), Au carrefour de langues et de cultures: Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität im Französischunterricht (S. 127–146). ibidem-Verlag.

Peters, M. & Roviro, B. (2017). Fachdidaktischer Forschungsverbund FaBiT: Erforschung von Wandel im Fachunterricht mit dem Bremer Modell des Design-Based Research. In S. Doff & R. Komoss (Hrsg.), Making Change Happen: Wandel im Fachunterricht analysieren und gestalten (S. 19–32). Springer.

Reusser, K., Pauli, C. & Elmer, A. (2011). Berufsbezogene Überzeugungen von Lehrerinnen und Lehrern. In E. Terhart, H. Bennewitz & M. Rothland (Hrsg.), Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf (S. 478–495). Waxmann.


PhD candidate
,
Pädagogische Hochschule Graubünden

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